Horneburg-Runde
Wer abwechslungsreiche Wandertouren liebt, ist mit der Horneburg-Runde gut bedient. Los geht es – wie fast immer bei meinen außerhalb von Hamburg gelegenen Touren – am Bahnhof. Von dort aus lief ich Richtung Westen, am Freibad vorbei, das als Sehenswürdigkeit eher wenig taugt, aber der einzige markante Punkt dieses Abschnitts ist. Sobald man aus Horneburg raus ist und das Neubaugebiet Blumenthal hinter sich gelassen hat, wechseln sich auch schon Wald und Felder ab. Gelegentlich kann man Pferden auf ihrer Koppel beim faulen Nichtstun zusehen.
Dann geht es rein in den Rüstjer Forst. Ein Findling mit einer Bronzeplatte informiert darüber, dass wir uns auf dem Alten Marktweg befinden. Der Marktweg ist Teil des wahrscheinlich schon aus der Bronzezeit stammenden Ochsenwegs zwischen Dänemark und den Niederlanden. Er diente dem Viehhandel, wurde aber auch als Pilgerroute benutzt.
Was mich an dieser Tour – neben den historischen Aspekten – am meisten faszinierte, war, wie hügelig die Region westlich von Horneburg ist. Dadurch ergeben sich alle paar Meter neue Eindrücke von der Landschaft, die mich ein wenig an die holsteinische Schweiz erinnerten. Hier bin ich sicherlich nicht zum letzten Mal gewesen.
Dann ist da die Sache mit den Hügelgräbern. Um die 50 aus der Jungsteinzeit stammende Gräber soll es hier geben. Zentrum bildet hier wohl die Nekropole Daudieck, gut ausgeschildert und mit diversen Hinweistafeln ausgerüstet. Wer weiß, wonach er suchen soll, sieht hier auf einmal mehr als Steinhaufen oder kleine Hügel mitten im Wald. Auf der Website horneburg.de könnt ihr euch ein Faltblatt herunterladen, das nicht nur die Lage einiger der Gräber anzeigt, sondern mit Fotos und Grafiken erläutert, wie die Grabstätten angelegt sind – und wie sie sich unterscheiden.
Wer über das historische Kopfsteinpflaster weiterwandert, kann sich gut vorstellen, dass hier Jahrhunderte zuvor Pilger unterwegs waren. Die alte Pilgerroute nach Santiago, besser bekannt unter dem Namen “Jakobsweg”, ist hier auch immer wieder gut ausgeschildert mit der stilisierten Pilgermuschel auf blauem Grund. Und für diejenigen, die es nicht nach Spanien zieht, gibt es acht nummerierte Wanderwege durch die nähere Umgebung. Auch hierzu findet ihr Karten und weitere Informationen unter horneburg.de
Wesentlich lebendiger als in der Nekropole geht es auf dem Gut Daudieck zu. Als ich vorbei kam, fand dort gerade eine große Hochzeitsgesellschaft statt. Aber auch ohne diesen Trubel ist das Gut, das plötzlich am Ende des Waldes auftaucht, sehenswert. Wunderschön gelegen, mit einem bunt blühenden Garten und dem ehemaligen Mühlenteich gleicht es einem kleinen Idyll und lädt zur Rast ein. Das Gut gehörte früher zum Kloster Harsefeld und steht heute unter Denkmalschutz.
Nach den Tourabschnitten durch Wald und Geesthügeln kommen wir jetzt ins Naturschutzgebiet “Aueniederungen und Nebentäler”. Zu den Nebentälern gehört neben Daudieck auch Tiefenbach und Steinbeck, durch die wir jedoch nicht kommen – also vergesst diese Info ganz schnell wieder. Die Aue, die bei Ahlerstedt entspringt und in Richtung Elbe fließt, mäandert hier in der Region Horneburg fröhlich durch die Elbmarsch. Sie schafft so eine Landschaft, die durch großflächige Röhrichte, Seggenrieder und Gras- und Staudenflure geprägt ist. Schaut euch einfach das Video an, dann wisst ihr, was ich meine.
Und weil eine Horneburg-Runde ohne einen Besuch der historischen Altstadt irgendwie unrund wäre, schlage ich mich entlang des Flusses Aue Richtung Norden, gerate dabei allerdings in ein Industriegebiet. Wer die Tour nachlaufen will, sollte sich nach dem Auedamm lieber links auf dem mit alten Fachwerkhäusern bestückten Vordamm halten. Früher waren hier Schmieden, Stellmachereien, eine Böttcherei, Gerbereien, Sattler und Schuhmacher angesiedelt. Heute sieht es immer noch einigermaßen alt aus. Nicht Rothenburg ob der Tauber, aber immerhin.
Von hier aus kommt man direkt zum 600 Jahre alten Schloss auf dem Gelände der ehemaligen Burg, der Horneburg seinen Namen verdankt. Und vom Schloss geht es über den Marschdamm zum alten Hafen. Von diesem heute eher unscheinbar wirkenden Hafen aus wurde früher der Fährverkehr über die Elbe nach Hamburg und Schleswig-Holstein organisiert. Als Teil des historischen Ochsenwegs war der Fährverkehr vor allem für Händler interessant, die in Dänemark Vieh kauften, es bis in die Niederlande trieben, und dort für gutes Geld wieder verscherbelten.
Zu den Sehenswürdigkeiten von Horneburg gehören neben dem Schloss, das heute ein Förderschulinternat beherbert, die Liebfrauenkirche und das alte Zollhaus, ebenso wie die alte, inzwischen unter Denkmalschutz stehende Apotheke. Bei etwas intensiverer Planung wäre es mir sicher gelungen, all diese Stätten zu besuchen und entsprechend zu würdigen. Dafür weiß ich jetzt, wo Aldi Nord und die Horneburger Reifenecke liegen. Ist ja auch nicht schlecht.
Und dann sind wir auch schon zurück am Bahnhof. Eine Tour voller Abwechslungen, in der auch die Geschichte wieder lebendig wird. Absolut empfehlenswert.
Das Faltblatt zur Nekropole Daudieck könnt ihr hier herunterladen: https://horneburg.de/nekropole-daudieck-faltblatt-klein/
Und einen Überblick über die gekennzeichneten Wanderwege der Region findet ihr hier: https://horneburg.de/freizeit-und-tourismus/wanderwege-in-der-samtgemeinde-horneburg/
Wanderkarte dieser Tour, gpx-Daten der Tour und Fotos gibt es wie immer auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/812021088