Concours International de Lyon

Ich stehe vor dem Weinregal. Die Auswahl ist groß und die Angaben auf den Schildern unter den Flaschen nur spärlich. Gelegentlich ertappe ich mich dabei, wie ich auf den Weinetiketten nach den kleinen Medaillen Ausschau halte, die die prämierten Weine kennzeichnen, und die mir als Laien ein Garant dafür zu sein scheinen, einen besonders guten Tropfen zu erwischen.

Zu den Medaillen, die mir dabei regelmäßig begegnen, gehört der „Concours International de Lyon“, gern auch in der Goldmedaillen-Version. Lange habe ich geglaubt, beim Wein sei es ähnlich wie im Sport: Eine Goldmedaille, eine in Silber und eine in Bronze – ergo: die drei besten Weine eines Jahrgangs.

Dem ist aber nicht so. Auf der Website concourslyon.com/de/results-wine-2021 sind die Gewinner des Jahres 2021 abrufbar. Es sind insgesamt 2254 Gewinner, davon 1075 Goldmedaillen für das Verkostungsjahr 2021.

Auf der Website erfahre ich, dass in den vergangenen zehn Jahren mehr als 34.000 Weine verkostet wurden, das sind pro Jahr etwa 3.400 Weine. Das bedeutet, dass von den eingereichten Weinen ca. 66% mit einer Medaille (Gold oder Silber – denn Bronze existiert in Lyon nicht) nach Hause gehen: Lediglich jeder dritte Wein geht leer aus.

Bei genauerer Betrachtung ist der Concours de Lyon in erster Linie ein Marketinginstrument. Die Macher lassen sich die Nutzung der Medaillen teuer bezahlen: „Das Logo und die Medaille sind eingetragen und geschützt. Die Verwendung der Marke „Concours International de Lyon“ und die Auszeichnung unterliegen der Bezahlung einer Lizenzgebühr oder einem Printrechtantrag. Wenn Sie die Medaille in die Etikette integrieren möchten, senden wir Ihnen gerne die Anforderungen zu.“ (https://www.concourslyon.com/de/commander-medailles.html)

Wer sich einen Lyoner Goldmedaillen-prämierten Wein ins Haus holt, weiß also lediglich, dass der Wein zum besten Drittel (der Einsendungen) des jeweiligen Verkostungsjahrs gehört. Das ist zwar ebenfalls ein gewisses Qualitätskriterium, aber weit entfernt von der Idee, die die Assoziation „Goldmedaille“ allgemeinhin weckt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert