Der Anschlag auf das Basch Barmbek
In der Nacht zum 8. März 2020 hat eine feministische autonome Zelle mit Farbe und Plakaten das Barmbeker Kulturzentrum Basch besucht und ihren Unmut über den Hamburger Autoren Wolfgang A. Gogolin Luft gemacht, der ihrer Meinung nach frauenfeindlich eingestellt sei.
Wolfgang A. Gogolin ist seit 2008 1. Vorsitzender des Vereins Kulturhaus Dehnhaide im Basch und veranstaltete bis dato einmal im Monat die offene Lesebühne „Spät-Lese“, bei der regionale Autoren – unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung – die Chance bekamen, ihre Texte vorzustellen.
Als Autor zeichnet sich Wolfgang für Bücher wie „Der Puppenkasper. Weibliche Macht – Männliche Ohnmacht“ oder „Eintritt frei für Männer“ verantwortlich. Einem größeren Publikum wurde er durch seine jüngste Veröffentlichung „Französisch von unten“ bekannt, die in den sozialen Medien intensiv beworben wird.

Das Bekennerschreiben der autonomen Zelle enthält im wesentlichen zwei Kritikpunkte:
1. Wolfgang ist in antifeministischen Kreisen gut vernetzt.
2. Wolfgang veröffentlicht Bücher, in denen er seine kritischen Ansichten zum Ausdruck bringt.
In diesem Zusammenhang muss die Frage erlaubt sein, ob eine kritische Position, wie er sie einnimmt, heute ausreicht, um ihn öffentlich an den Pranger zu stellen. Ich bin in einer Zeit großgeworden, in der eine skeptische Haltung gegenüber jeglicher Form von Weltanschauung in den Schulen gelehrt wurde. Und ich sehe keinen Grund, warum ausgerechnet der Feminismus für sich beanspruchen sollte, unhinterfragbar zu sein. Allein schon die diversen Richtungsstreitigkeiten innerhalb der Bewegung scheinen mir nahezulegen, dass hier differenzierender Reflexionsbedarf besteht.
Dabei lasse ich einmal völlig offen, ob Wolfgangs Positionen antifeministisch oder lediglich feminismuskritisch sind. Ich denke, jede Geisteshaltung muss hinterfragbar bleiben, ohne ihre Kritiker gleich als „Feinde“ zu titulieren.
Die Tatsache jedenfalls, dass er Kontakt zu Andersdenkenden hat, sollte ihn noch nicht zu einem Anschlagsziel machen.
Zum einen fehlen jegliche Belege für eine antifeministische Konspiration. Ich gehe davon aus, dass die Behauptung sich vor allem auf gelegentliche öffentliche Postings bei Facebook bezieht, denn auf welchem Weg sonst sollten die Zellen ihr Wissen um eine angebliche Vernetzung beziehen? Geheimdienstliche Überwachungsfähigkeiten spreche ich ihnen bis zum Beweis des Gegenteils ab.
Zum anderen halte ich nichts von der Idee der Sippenhaft. Selbst wenn engere Kontakte zu antifeministischen Kreisen nachgewiesen werden könnten, sagt dies noch nichts über Wolfgangs eigene Position innerhalb des angeblichen Zirkels aus. Hier ist viel Spekulation im Raum – zu viel, um den Anschlag auch nur halbwegs überzeugend zu legitimieren.
Bliebe das Argument, dass er in seinen Büchern seine eigene Weltanschauung ausbreitet. Früher war ein gängiges Mittel, Bücher inhaltlich zu zerreißen, indem wir selbst eine Rezension veröffentlichten. In Zeiten von Lovelybooks, Amazon etc. ist dies einfacher denn je, selbst wenn einschlägige Print- und Onlinemedien nicht dazu bereit sind, diese zu verbreiten. Die Aktivistinnen der FAZ verzichteten jedoch bei ihrem Anschlag auf jede inhaltliche Auseinandersetzung und bedienten sich eines nichtssagenden und wahrscheinlich in seiner Globalität sogar unzutreffenden Allgemeinplatzes.
Um es zusammenzufassen: Für mich ist diese ganze Aktion vom 8. März ein Symbol für das um sich greifende Wutbürgertum, in dem es längst nicht mehr um Inhalte geht, sondern darum, seinem eigenen Unmut über das Dasein Luft zu verschaffen. Die Nacht-und-Nebel-Aktion verzichtet auf jede inhaltliche Auseinandersetzung und bleibt im globalen Vorwurf hängen. Sie erweist damit der feministischen Bewegung einen Bärendienst.